ist ein multidisziplinäres Projekt an der Schnittstelle zwischen analoger Fotografie und experimenteller Musik. Im Umgang und Spiel mit einer eigens entwickelten Fließband-Kamera thematisieren wir das Verhältnis von Mensch und Maschine und erforschen neue Weg eines gemeinsamen Ausdrucks. Es kollaborieren Musiker:innen Komponisten, bildende Künstler:innen, Designer:innen und Theatermacher:innen.

Bearbeitet werden zwischenmenschliche Interaktionen in Abhängigkeit von einer Maschine sowie der Versuch, Bewegung und Klang sichtbar zu machen. Live gespielte, zeitgenössische Musik wird während der Performance grafisch festgehalten und in Echtzeit entwickelt.



tension — film [Frankfurt LAB] von Raphaël Languillat.














als Transformation




Treten künstlerische Medien, die trotz der Tendenz zur interdisziplinären Expansion der
Künste ­ansonsten nur selten gleichwertig zusammengebracht werden, wie Klangperformance und analoge Fotografie, in einen gemeinsamen Dialog, drängen sich Fragen nach ihren Wechselwirkungen auf. Wie beziehen sie sich aufeinander? Welche Rolle spielt das, was vorher war? Welche Konzepte werden von der einen Disziplin in die andere übertragen? Was reflektiert von dort zurück? An diese Überlegungen knüpf das hybride Projekt an, in dem eine Trias aus Bewegung, Akustik und Visualität an der Schnittstelle zwischen Performance, neuer Musik und analoger Fotografie symbiotisch miteinander interagiert.

Die traditionelle Trennung von Instrument, Partitur und Aufführung wird durch die Klangperformance auf den Prüfstand gestellt und reizt mitunter das Spektrum des Begriffs „Instrument“ aus, das vom tradierten Verständnis als Musikinstrument, über die Idee des menschlichen Klangkörpers bis hin zur Auffassung als Werkzeug reicht. Die Aufführung wirkt nicht nur eigenständig für sich, sondern beruht ebenso auf gestaltungsstrategischen Vorüberlegungen, die in die analoge Fotografie einfließen. Was den performativen Prozess durchzieht, ist demnach weniger das Interesse am klassischen Musikmachen denn an reziproken Austauschprozessen verschiedener Künste, die sich situativ und räumlich verändern können.

Versteht man den Akt des Komponierens nicht nur als rein musikalischen Prozess, sondern als visuelles  Gestalten, kommen verschiedene Übertragungsgeräte ins Spiel, die eine experimentelle Transformation des Akustischen auf das Fotopapier anregen. Das Aufzeichnungsverfahren ist damit mehr als nur das Nebenprodukt eines Live-Ereignisses, sondern expliziter Bestandteil der Inszenierung und regt dazu an, zu fragen: In welchem Verhältnis steht die fotografische Aufzeichnung zur Klangperformance? Welche Möglichkeiten hat sie überhaupt, um das Geschehene zu vermitteln? Lassen sich bestimmte Aspekte des Live-Momentes als Chiffren auf der Fotografie entziffern? Oder emanzipiert sie sich gänzlich von diesem?

Die fotografische Aufnahme deutet schließlich eine visuelle Resonanz an. Manche musikalischen Effekte meint man in den diesigen und abstrakten Farbverläufen wiederzuerkennen; manche scheinen spurlos negiert. Eine visuelle Verwandtschaft zur „musikalischen Grafik“ von Earle Brown und John Cage drängt sich auf, die angeregt von Wassily Kandinskys abstrakter Malerei in ihren zeichnerischen Darstellungen frei interpretierbare Andeutungen für die Spielenden vermittelt. Liest man die analoge Fotografie dementsprechend nicht nur als rein dokumentierendes Speichermedium, sondern als eigenständige visuelle Notation und als experimentelle Handlungsanweisung, wird der Rückbezug zur Performance deutlich. Dahinter steht der Wunsch, den fotografischen Akt als eigenständigen Teil der Performance zu konzipieren und auf diese zurückzuwirken. Spannungsvoll erscheinen letztlich nicht nur die transdisziplinären Wirkmechanismen zwischen den Künsten, sondern auch jene innerhalb des Raumes, der gleichermaßen zur Bühne, zum Klangraum, zur Dunkelkammer, zum Atelier und zum Ausstellungsraum avanciert.

(Maria Sitte)




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